Kernstaub - Über den Staub an Schmetterlingsflügeln

Das Cover besteht aus zwei Kunstwerken, welche die Autorin absolut fantastischen (galaktischen) verbunden hat. Es ist einfach nur unglaublich schön und ich könnte sehr viel Zeit damit verbringen, es einfach nur anzustarren. Kernstaub gehört auch zu den Büchern, die ich unbedingt im Regal stehen haben will!
Meine Meinung
Wo fang ich nur an....
Kernstaub ist schon eine ganze Weile auf meinem E-Reader und ich habe es öfters kritisch beäugt. Mit dem "Genre" konnte ich eigentlich nicht so viel anfangen, zumal es sich auch nicht wirklich ein Ordnen lässt... Science Fiction sagt Amazon, aber es ist nicht nur das. Es ist eine Dystopie, es ist Fantasy und es ist Science Fiction.
Mara ist die weibliche Hauptfigur und ich muss ehrlich gestehen, dass ich so meine Probleme mit ihr hatte. Nach ungefähr 200 Seiten wurde es aber besser. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich Mara (und auch Marie, die Autorin) besser einschätzen. Ich wusste, was Mara für einen Charakter hat und welche Dinge ihr wichtig sind. Sie liebt ihr Leben in gefestigten Bahnen. Für mich hatte es den Anschein, als würde Mara, nachdem sie aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen wurde, nur noch durch die Welt wandeln wie ein Gespenst, ein Schatten ihrer selbst. Sie kann nicht verstehen, was mit ihr passiert und es ist niemand da, der es ihr erklärt. Sie ist alleine und einsam. Maras Entwicklung passiert schleichend und ziemlich unauffällig, trotzdem fand ich sie am Ende ziemlich klar und eindeutig.
Juan ist ganz anderes als Mara. Im Gegensatz zu ihr ist er voller Hass, auf alles und jeden (da kam ich mir selbst wie ein Unschuldslämmchen vor und das, obwohl ich viele Dinge nicht leiden kann und teilweise wirklich hasse). Juan ist der große Bruder von Carla (Maras bester Freundin). Er kann das junge Mädchen nicht leiden, konnte er noch nie. Vom ersten Moment verachtet er sie und hasst sie aus tiefstem Herzen. Dahinter steckt wesentlich mehr, als ich zu Beginn erwartet hatte. Obwohl Juan ein äußerst verbitterte und kaltherziger Mensch zu sein scheint, konnte ich mich sehr schnell in ihn hinein versetzten. Er steht nicht ganz so im Mittelpunkt wie Mara, trotzdem erfährt man einiges über ihn.
Und eine dritte Person ist erwähnenswert: Glen! Bei ihm war ich mir wirklich sehr lange nicht sicher, was ich von ihm halten sollte. Er ist absolut undurchschaubar und seine Entscheidungen sind meistens nicht so, wie man es erwartet. Er setzt sich für Juan, aber vor allem für Mara ein und hilft ihr mehr, als man als Leser vermutet. Auch Mara weiß nicht, wie viel Glen für sie tut. Auf der anderen Seite gibt es aber auch vieles, was er nicht für sie tut. Er scheint mir auch in seiner eigenen Welt gefangen zu sein. Obwohl er seine Mitmenschen schon lange kennt, vertraut er den wenigsten. Glen ist eine wirklich rätselhafte Figur, aber ich hab ihn mit jeder Seite mehr gemocht.
Ich hatte wirklich Angst dieses Buch zu lesen. Die Sorge, es könnte mir nicht gefallen war jedoch völlig unberechtigt. Maries Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig, das stimmt und das haben schon viele vor mir festgestellt, aber er ist unglaublich! Hier einmal einige Beispiele
Es gibt Welten, die sind unheilbar, zerstört und verseucht von den Wesen, die in ihnen gelebt haben. Welten, die bis in die Grundfesten zerrüttet sind und verlorenen Seelen wie den unseren keinen Platz mehr bieten. Und in einer von ihnen warten wir noch immer. Vermutlich ist es die Schlimmste von allen: die Wirklichkeit.
Oder auch das hier hat mir sehr gut gefallen:
Vermutlich ist es die Schlimmste von allen. Eine Welt, in der das einzig Schöne der Müll am Himmel ist, der sich in Ringen um den Planeten gesammelt hat und im tauben Sonnenlicht gespenstisch schimmert.
Und ein letztes Beispiel:
Wir haben nach neuen Welten gesucht, aber keine gefunden. Also nahmen wir die unsere und versuchten, sie schöner und leuchtender zu machen. Doch je mehr Licht wir ihr gaben, umso tiefer wurden hre Schatten.
Diese drei Zitate, die im Prolog und zu Beginn des zweiten Kapitels zu finden sind, zeigen wunderbar, wie malerisch und ausschweifend Maries Schreibstil ist. Sie arbeitet mit unglaublich langen Sätzen und für viele war genau das ein Kritikpunkt. Ich allerdings finde es überhaupt nicht störend. Gerade diese Schachtelsätze sind es, die für mich das Buch noch besser machen. Marie erzählt ihre Geschichte in Bildern, die gleichzeitig farbenfroh, aber auch düster sind. Wenn ich während des Lesens die Augen geschlossen habe, dann konnte ich die Welt vor mir sehen. Mit allem, was die Autorin beschreiben hat.
Wie man vielleicht an dieser Rezension merkt, ich bin absolut begeistert von diesem Buch. Es hat mich völlig umgehauen und ich kann es kaum erwarten, den nächsten Teil zu lesen. Kernstaub ist nicht für jeden etwas. Es ist wirklich ein sehr spezielles Buch, aber wenn es den Leser erst einmal gepackt hat, lässt es nicht mehr los.
Spannend finde ich auch, wie sehr aktuelle Themen wie Umweltschutz zum Beispiel oder auch Krieg in diesem Buch eine Rolle spielen. Es wird nicht direkt mit dem Finger darauf gezeigt, was wir alles falsch machen, sondern es werden Folgen beschrieben, die zwar "fantasiert" sind, aber denn noch auf uns und nachfolgende Generationen zu kommen könnten. Nachdem ich das Buch beendet hatte, habe ich meine Umwelt mit ganz anderen Augen wahrgenommen.
Marie Graßhoff nimmt den Leser mit in eine Welt, die so anderes ist als unsere und doch ähnlich. Ich bin ein riesiger Fan dieser Reihe geworden und ein noch größerer Fan der Autorin und ihrer Art mich mit Worten aus der Wirklichkeit zu befreien.
Wertung (5/5)
www.valaraucos-buchstabenmeer.com